Klimaethik
Haupt-Reiter
„Ich habe ein Recht auf einen konstanten Meeresspiegel“, singt Rainald Grebe. Ein peruanischer Bauer kam zwar nicht mit seiner Schadensersatzforderung gegen RWE durch, doch grundsätzlich berufen sich Klimaschützer auf das Verursacherprinzip. Ob dieses beim Klima greift, ist allerdings zweifelhaft.
Betrachten wir statt des Weltklimas einmal bloß Wärmeinseln: Den menschengemachten, städtischen Wärmeinseleffekt bestreitet niemand. Dieser lässt sich schon bei Kleinstädten mit 5.000 Einwohnern nachweisen und kann in Ballungszentren 4°C und mehr im Jahresdurchschnitt betragen. Im Laufe der Jahrzehnte kann sich also eine boomende Region stark erwärmen. Nach der Logik des Klimaschutzes müssten die betroffenen Grundbesitzer ein Veto-Recht gegen Neubaugebiete bekommen. Oder verlangen, dass nur noch unterirdisch gebaut wird. Oder sie könnten als Entschädigung eine Klimaanlage oder einen Swimmingpool verlangen. Dann könnten vom Recht auf Freizügigkeit de facto nur noch die Reichen Gebrauch machen. Die Armen dürften großzügigerweise noch dahin ziehen, wo sowieso niemand hin will. Das erscheint absurd, obwohl tausende, neue Einwohner im Umkreis doch viel eher verantwortlich sein sollten als Milliarden Stromkunden und Autofahrer rund um den Globus.
Der Volkswirt George Reisman argumentiert:
Klimawandel ist dadurch ein Naturvorgang, dass keine Einzelperson und kein freiwilliger Zusammenschluss von Menschen für ihn verantwortlich ist. Ein Vorgang, für den niemand verantwortlich ist, ist natürlich. Klimawandel ist auch dadurch ein Naturvorgang, dass der Mensch Teil der Natur ist und es in seiner Natur liegt, dass er seinen Verstand gebraucht, um Wissenschaft, Technik und Industrie zu entwickeln, um zu leben und zu gedeihen.
Der Philosoph Nikil Mukerji gelangt zunächst zu demselben Schluss, ausgehend davon, dass die Menschheit keine handelnde Person ist und der Einzelne keine kausale Kontrolle über das Klima hat:
Diese kurzen Überlegungen legen ein Resultat nahe, das schwer zu akzeptieren ist. Es scheint, als sei niemand moralisch für den Klimawandel verantwortlich.
Zusammen mit Christoph Lütge hält er mächtige gesellschaftliche Gruppen für verantwortlich, was aus liberaler Sicht problematisch ist. Machtbegrenzung und das Recht, eine Gruppe zu verlassen, sind wichtige Eckpfeiler des Liberalismus.
Mukerji und Lütge kritisieren ein „Verantwortungsvakuum“, welches Reisman als „natürlich“ umarmt. Die beiden erstgenannten Herren übersehen anscheinend, dass man dem Klimawandel anders begegnen kann als mit globaler Rationierung von Kohlenstoff. Einzelne reiche Länder könnten die Sonneneinstrahlung herunterdimmen (Solar-Radiation-Management). Oder man folgt dem Klimapragmatismus der Hartwell-Gruppe und setzt auf die Entwicklung konkurrenzfähiger, CO₂-armer Technologien, Anpassung an den Klimawandel und die Vermeidung von Klimatreibern ohne Reue, wie etwa die Vermeidung von Ruß.
Kommentare
admin
Mo, 2019-09-30 18:15
Permanenter Link
ebenfalls lesenswert
Kai Carstensen und Stefan Kooths „So geht vernünftige Klimapolitik“
admin
Mi, 2020-11-04 13:02
Permanenter Link
Kritik an Rahmstorf&Schellnhuber „Der Klimawandel“ (2019/2006)
Aus Jörg Guido Hülsmanns Vortrag „Politische Ökonomie des Klimawandels“, (S. 12):
S. 18:
admin
Mi, 2021-01-13 18:02
Permanenter Link
Auf den Spuren von Carl Schmitt in den Ökosozialismus
Klimaschutz als Mobilisierungsideologie: Geht es um den Umbau der Gesellschaft?
admin
Sa, 2021-04-17 11:37
Permanenter Link
Nebenfolgen
Die Volkswirte Rupert Pritzl und Fritz Söllner schreiben: Negative Zivilisationsfolgen – wie etwa die Gefährdung des Klimas – haben jedoch in der heutigen Welt «überwiegend die handlungstheoretische Charakteristik von Nebenfolgen». Damit ist nicht gemeint, dass es sich um unwichtige oder vernachlässigbare Phänomene handelt, sondern dass sie nicht bewusst herbeigeführt wurden.
admin
Do, 2021-04-29 22:13
Permanenter Link
Nebenfolgen bei Michael Esfeld
Das ist politische Propaganda! - Michael Esfeld über den Missbrauch der Wissenschaft
Ich habe Zweifel bei Herrn Esfelds Position zur Wuhan-Grippe. In Sachen Klimawandel überzeugt sein Argument eher.
Die offene Gesellschaft und ihre neuen Feinde (1)
Die offene Gesellschaft und ihre neuen Feinde (2):
admin
Fr, 2021-05-07 14:01
Permanenter Link
Gefährdungshaftung
Thorsten Polleit sieht CO₂-Emittenten in der Gefährdungshaftung nach der Regel der kombinierten Wirkung:
https://www.misesde.org/2021/05/die-neuauflage-der-marxistischen-verelen...
admin
Di, 2021-11-09 15:59
Permanenter Link
Klimaalarmisten können Geoengineering kaum schlecht reden.
Bryan Caplan rezensiert das Buch „Climate Shock“ von Wagner und Weitzman: „Indeed, their objections are so flimsy that you could accuse them of being Straussian proponents of geoengineering.“
Caplan sieht auch das Potential der Atomkraft und wundert sich über die stiefmütterliche Behandlung des Themas durch die Autoren:
„Wagner and Weitzman barely mention nuclear power or the absurd regulatory burden under which it labors. This fits with the Social Desirability Bias story, and makes me further distrust them.“
admin
Di, 2021-11-09 16:56
Permanenter Link
Externalitäten
Bryan Caplan gehen Michael Huemers Haftungsvorstellungen zu weit.
admin
Mi, 2022-02-09 20:06
Permanenter Link
Michael Esfeld (2)
Pandemischer Szientismus